






Im Sommer 2019 begann eine Gruppe „Besorgter Bürger“ mit rechtsradikaler Gesinnung, wöchentlich durch die Herner Innenstadt zu spazieren.
Am 20. August 2019 stellte sich ihnen zum ersten Mal ein breites Bündnis von Herner Bürger*innen entgegegen, mit Musik, Infoständen und Käsebrötchen (denn unser Käse ist besser als der Käse, den die Spaziergänger verzapfen).
So hat sich das Bündnis Herne geformt, unterstützt von Herner Institutionen, Religionsverbänden, Parteien, Künstler*innen und Privatpersonen, das sich der rechten Gesinnung entgegenstellt und für ein weltoffenes, tolerantes Herne einsteht.
Am 20. August 2020 wurde das 1jährige Bestehen gefeiert, mit Corona-Abstand und viel Motivation für die Zukunft.
Wie immer gilt: scheiße, dass wir immer noch da sein müssen. Gut, dass wir immer noch da sind.
Seit zwei Monaten laufen dienstäglich Besorgte Bürger durch die Herner Innenstadt, weil sie sich um die Sicherheit in Herne sorgen, und weil „eine Rentnerin, die ich kenne, weniger Geld kriegt als diese Flüchtlinge“.
Mittlerweile hat sich das Bündnis Herne gebildet. Privatleute, Kirchengemeinden, Parteimitglieder, die der Meinung sind, dass Besorgnis nicht unbedingt durch Hakenkreuz-Pullover ausgedrückt werden sollte. (Auch, wenn die Anwesenden Parteimitglieder sind, herrscht auf den Veranstaltungen selbst Überparteilichkeit und Flaggenabstinenz, damit jede*r willkommen ist!).
Jetzt findet jeden Dienstag eine kleine Hippieveranstaltung statt, die mit einem öffentlichen Gottesdienst an der Kreuzkirche beginnt und mit Musik, Kuchen und Demolauf auf dem Robert-Brauner-Platz weitergeht.
Mit dieser Entwicklung könnte es zusammenhängen, dass ich seit zwei Monaten versuche, soziale Medien zu meiden. Es ist ein schmaler Grat zwischen Selbstschutz vor zuviel Missinformation und Ausblenden der Tatsachen. Keine Besorgten Bürger interessiert es, dass ich schon lange vor den Flüchtlingen nicht alleine im Dunkeln an abgelegenen Orten herumlaufen sollte und Rentner damals auch nicht besser dran waren.
Ich habe noch keinen Weg gefunden, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll, also mache ich das einzige, was ich richtig gut kann. Meine RECHTE Hand ist (aus metaphorischen Gründen?) seit drei Jahren chronisch kaputt, also zeichne ich mit LINKS. Ich zeichne dienstäglich die Hippieversammlung, die gegen Gewalt und gegen Rassismus ist und das sind Grundwerte, auf die ich mich einlassen kann. Es ist schwer umzusetzen, aber leicht für mich, daran zu glauben. Ich zeichne die Fridays for Future, die seit über einem Jahr gewaltfrei an das Gewissen der Politik appellieren. Ich zeichne die Seebrücke, die die unfassbare Einstellung vertritt, dass wir Menschen in Seenot nicht ertrinken lassen sollten.
Und zwischendurch brauche ich eine Pause. Weil jetzt jeden Tag irgendwo eine Demo ist. Es ist scheiße, dass wir jeden Tag irgendwo eine Demo haben müssen. Es ist super, dass jeden Tag irgendwo sich genug Freiwillige zusammenfinden, die irgendetwas tun wollen. Das schwierige an diesen wöchentlichen Treffen ist, dass niemand weiß, wie lange wir das noch machen müssen, oder ob es irgendetwas bringen wird. Die Fridays zumindest haben genug Aufmerksamkeit für ihr Thema gewonnen, um Wahlen zu beeinflussen.
Was auch richtig, richtig gut ist für so persönliche Motivation: Babybäuche bemalen.
Außerdem habe ich meinen ersten Illustrationsauftrag, den ich komplett mit der linken Hand bestreiten werde, und das auch noch zum tollen Thema „Kinderrechte“:
Bündnis Herne: Termine, Infos und Fotos findet ihr auf Facebook und Instagram
Das Frollein (MUSIK!) hat für das Bündnis gesungen und gehört gehört zu werden: auf Bandcamp und Instagram
Seebrücke: www.seebruecke.org
Neben der offiziellen Seite sind regionale Seebrücken-Gruppen der einzelnen Städte auf der offiziellen Seite und zum Großteil auf Facebook und Instagram (und Youtube) zu finden.
Fridays For Future: www.fridaysforfuture.de
Auf der offiziellen Seite werden aktuelle Demotermine bekanntgegeben. Die meisten städtischen Gruppen sind auch auf Facebook und Instagram vertreten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Ableger für die „Großen“, also Fridays For Students, Parents oder Scientists. Das heißt aber nicht, dass sich irgendjemand von den freitäglichen Demos ausgeschlossen fühlen sollte, jede*r ist willkommen, egal, welche Altersgruppe oder Zugehörigkeit!
..fürs erste.
Ich habe jetzt den Fingerabdruck eines Baumes von Sonja Kreutzer über meinem Schreibtisch.
Vielen Dank Sonja und Dagmar, für die tolle Kunstkombination – an Anke und die Gruppe Elf Bochum, es war wieder ein kreatives Familientreffen – und natürlich an alle, die vorbeigeschaut haben! Eine Ausstellung ist immer, wie Eintritt in meinen Kopf zu gewähren.
Wie immer, wenn etwas endet, habe ich direkt zehn Ideen, wie es weitergehen könnte, und muss mich erstmal für eine entscheiden. Aber jetzt ist erstmal Sommer.
Shout Out For Future:
Dank euch gehen durch den Verkauf von drei meiner Demo-Zeichnungen jeweils eine kleine Spende an den NABU Herne und den Caritas-Verband Herne!
Ob wir in Städten oder auf dem Land aufwachsen, begleiten uns Wälder als Spielorte von Märchen, als gefährliche, wundersame Grenzwelten jenseits der Zivilisation. Gleichzeitig sind Wälder auch Zufluchtsorte für uns geworden, die Ruhe und Entspannung, Dauer und Beständigkeit bedeuten.
Illustratorin Vera Keitmeier, Holzbildhauerin Sonja Kreutzer und Kunstpädagogin Dagmar Reichel haben sich zusammengetan, um dem Baum in ihrer persönlichen Handschrift zu huldigen.
Wir möchten euch zur Ausstellungseröffnung am 12. Juli ins wunderbare Atelierhaus der Gruppe Elf einladen und freuen uns über alle, die uns in den darauffolgenden zwei Juliwochen besuchen kommen!
VERNISSAGE Freitag, 12. Juli, 18:00 Uhr, Gruppe Elf Bochum e.V., Velsstr. 19
AUSSTELLUNG vom 12. – 28. Juli 2019
ÖFFNUNGSZEITEN
Mittwoch 14-17 Uhr
Donnerstag 11-17 Uhr
Samstag 14-18 Uhr
Sonntag 14-18 Uhr
und gerne nach Vereinbarung!
An den Wochenenden ist mindestens eine Künstlerin anwesend.
KONTAKT
Vera Keitmeier: v.keitmeier@gmx.de
Sonja Kreutzer: mail@soniwood.com | www.soniwood.com
Dagmar Reichel: info@dagmarreichel.de | www.dagmarreichel.de
zur >> Facebook Veranstaltung
zur >> Gruppe Elf Bochum
Keine Zeit mehr zum Bloggen, der Kinder wegen.
Es war noch einiges mehr in den letzten 2 Monaten, aber manchmal muss man sich einfach auf das wichtigste besinnen. Zum Beispiel auf den 26. Mai (ihr wisst, was da ist), und es zeigt sich bereits jetzt, das diese junge Bewegung einen wahnsinnigen Einfluss darauf hat. Was könnte ermutigender sein?
Notiz von der Karfreitags-Mahnwache am 19. April:
Heute haben sich Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und auch alte Menschen über 30 in Kleingruppen vor dem Bochumer Bahnhof zu einer Mahnwache zusammengesetzt und über Umweltschutz, Tierschutz, Rassismus, Unterrichtsgestaltung, ihre Utopie von der Zukunft und den Umgang mit wütenden Bürgern gesprochen.
Lieblingsbild, das ich heute nicht gezeichnet habe: eine ältere Dame mit Eis, die schreit „ICH UNTERSTÜTZE KEINE SCHULSCHWÄNZER“ und außerdem müsse sie als Rentnerin 5 Tage die Woche arbeiten, während ein Mahnwachenteilnehmer daneben in aller Seelenruhe einen Salatkopf isst.
Dass diese Wut sich systematisch nach unten, statt nach oben richtet, ist mir unbegreiflich. Eigentlich müsste sie mit uns bei der Mahnwache stehen.
Ich mache so viele Sachen nebenher, dass die Tatsache, dass ich 40 Stunden die Woche in einem Musiktheater verbringe, zur absoluten Selbstverständlichkeit wird. Dass ich es fast nie erwähne, hat weniger damit zu tun, dass es unwichtig ist, sondern dass dieser David Lynchige Ort mit einer neuen Parallelwelt hinter jeder Tür einfach meine Normalität ist, und so ganz unbemerkt und undramatisch in meine eigenen Bildwelten einfließen kann.
Diese Rückblicke sind wirklich praktisch, wenn ich mich wieder frage, wo eigentlich die letzten zwei Monate hin sind. Das Jahr des Schweins, Verschwörungstheorien, solidarische Städte, Typografie, Schussproben, Premieren und Recherchearbeit liefert zwar nicht viele vorzeigbare Bildergebnisse, trotzdem frisst sie jede Menge Zeit.
Ich habe außerdem das überregionale Seebrücke-Vernetzungstreffen in Bochum zeichnerisch begleitet. Dabei waren Vertreter zahlreicher Seebrücken der Umgebung, es wurden Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsame Aktionen geplant. Definitiv Mut machend zu sehen, dass man nicht alleine ist und dass es auch über Demonstrationen hinaus Handlungsmöglichkeiten gibt.
Es ging unter anderem auch darum, geflüchtete Menschen mehr in die Arbeit mit einzubeziehen, um nicht immer als Stellvertreter für sie zu sprechen, sondern sie selbst zu Wort kommen zu lassen. So wichtig es ist, dass sie sich ebenfalls in ehrenamtlichen Gruppen engagieren, so sehr haftet ihnen auch das Stigma des „Flüchtling“ an, das sie nicht mehr loswerden.
Es wird also auch Teil der Arbeit bleiben, unseren eigenen Umgang mit von Flucht und Rassismus betroffenen Menschen zu reflektieren.
Endprobenwochen im Theater sind immer sehr chaotisch und kurzweilig, und für Eugen Onegin am Musiktheater Gelsenkirchen durfte ich einmal mehr Bücher gestalten. Und für das Duell nach der Pause den Schuss abfeuern. Das ist immer ein surreales Erlebnis. Einerseits ist es während des Stückes ein Routine-Einsatz für die Requisite, so wie Gläser annehmen oder Konfetti werfen. Andererseits ist es merkwürdig, so ein potentiell gefährliches Objekt einfach ‚in Spiel‘ zu verwenden. Denn es wird ein richtiger Revolver mit Platzpatronen eingesetzt. Ich glaube, es ist ganz gut, dass ich die Arbeit damit nicht als selbstverständlich sehe.
Und ich habe das Instagram-Bildformat verlassen und mich an komplexere Bilder und Geschichten gewagt. Jetzt muss ich nur aushalten, dass Dinge nun länger brauchen, um fertig zu werden. Aber eine Art Deadline gibt es schon, denn im Juli steht eine Ausstellung an …
Kontakt Seebrücke mit Übersicht der Seebrücke-Städte: https://seebruecke.org/lokalgruppen/
Kontakt Seebrücke Bochum:
Lokalgruppe der Seebrücke
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