September 2018. Bücher, Blumen, Bäume

Der September ging schnell vorbei für mich – ich habe ihn hauptsächlich in der Requisite des Musiktheaters Gelsenkirchen verbracht, wo ich eine Weiterbildung mache: In zwei Jahren bin ich dann ganz offiziell auch auf dem Papier Requisiteurin.

Zu Beginn meines Volontariats im Musiktheater habe ich auch mir auch direkt das Märchenbuch geschnappt, das wir selber herstellen. Es soll als Pop Up Element eine erblühende und eine verdorrte Blume enthalten. Den Blindtext für das Buch habe ich im Kalligraphie-Wahn direkt mit dazu erfunden.

Als Requisiteurin muss man sich klar darüber sein, dass die Arbeit eines Monats nur von den Schauspielern auf der Bühne gesehen wird – oder letzten Endes vielleicht gar nicht im Stück auftaucht. Aber das Endprodukt ist nur eine Seite der Medaille. Ich bin ganz für den Herstellungsprozess und tauche da gerade total drin ein, und vielleicht ist es ja irgendwann auch noch für etwas anderes gut.

PAPPEL-LA-PAPP

Außerdem war im September die wunderbare PAPPEL-LA-PAPP-Ausstellung bei Soniwood. Sonja Kreutzer hat sich und 12 Künstler*innen mit Pappelscheiben zum künstlerischen Bearbeiten ausgestattet. Die Gemeinsamkeit aller Scheiben ist wohl, dass alle Künstler von Beginn an sehr viel Respekt vor den Scheiben hatten und sie bereits in roher Form als Kunstwerk wahrgenommen haben. Umso schöner ist dir Vielfalt, die daraus entstanden ist, und wie die Baumringe, die Holzstruktur, der natürliche Riss und die Form mit in die Werke eingeflossen sind.

Ich hatte ein halbes Jahr lang zuviel Respekt, um die Scheibe anzurühren.
Idealerweise hat man erst eine Idee und sucht sich dann das Material, um sie umzusetzen. In diesem Fall trat die Baumscheibe zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben, als ich als Requisiteurin im Schauspielhaus Bochum das Märchen „Grimmsklang“ betreuen durfte. Dafür haben auch die Mitglieder des Jungen Schauspielhauses mit Grundschülern über Märchen unterhalten und daraus ein Episodenstück aus diversen Grimm’schen Märchen entwickelt.

Die Kinder fanden es nämlich gar nicht so toll, dass Prinzessinnen immer lieb und brav sein und gerettet werden müssen, dass alte weise Frauen als Hexen verbrannt werden und Wölfe einen so schlechten Ruf haben. Märchen wachsen mit der Zeit, verändern sich mit ihren Rezipienten, werden überschrieben und angepasst und weitergegeben. Welch passenderes, symbolischer es Material hätte ich nutzen können, um das Märchen von „Gevatter Tod“ in die Jahresringe eines Baumes einzuschreiben.

 

Fast vergessen hätte ich, dass die #WirSindMehr-Demo ja auch im September war. Wenn ich es schaffe, werde ich am zum nächsten Treffen der Seebrücke Bochum gehen, um herauszufinden, was man noch tun kann, außer bunte Bilder und flauschige Hashtags zu verbreiten. Wenn ich nicht kann, müsst ihr für mich gehen:

Di, 16. Oktober, 19 Uhr, Botopia, Raum 9, Griesenbruchstr. 9, 44793 Bochum (Facebook-Veranstaltung)

 

 

Illustration: Mit links mach ich das.

Seit 6 Monaten habe ich eine Sehnenscheidenentzündung, der ich u.a. die Abmeldung meiner Bachelorarbeit verdanke. Ich sehe das positiv, wirklich. Es war noch nie einfacher, ohne schlechtes Gewissen endlos Serien zu bingewatchen.

Dinge, die ich sonst immer mache, aber jetzt nicht kann: zeichnen, malen, schreiben, Gitarre spielen. Auch: rudern.

Dinge, die ich jetzt kann: mit links zeichnen. Ich muss mich jetzt sogar zurückhalten, damit sie sich auch mal ausruhen kann.

Linker Bücherwurm

Ich sehe mittlerweile meine Hände als eigenständige Kreaturen an. Nicht „ich“, sondern „ich und meine Hand und meine andere Hand“. Die linke macht, die rechte stöhnt: „Booh, ist die langsam, lass mich das mal machen“, und ich so, „Schnauze, du bist kaputt, du hast garnichts zu melden, die muss das doch lernen,“ und die linke so: „Laaaangsam…und dann in diiiie Richtung…“ (vergleiche Firefox vs Internet Explorer).

Ich tippe das übrigens mit 2 verbundenen Händen und die Zeigefinger gucken raus und tippen das. Sie sehen aus wie 2 dicke schwarze Pelztierchen mit Fühlern. Ridiculous.

Es fühlt sich noch immer an, als würde die Info aus meinem Gehirn eine Sekunde zu spät in meiner Hand ankommen. Aber das Ergebnis gefällt mir. Es macht mich sogar richtig stolz, dass meine linke Hand in 6 Monaten so weit gekommen ist. Ich meine: oh, Mann.

Dinge, auf die ich mich freue, wenn Firefox wieder läuft:

Ein Graphic Novel. Noch ein Graphic Novel. Ein illustriertes Kindheitstraumtagebuch. Ein Linolschnitt. Eine neue 1×1-Meter-Organ-Leinwand. Ein illustrierter Adventskalender. Ein Wald-Comic mit Observatorium. Das wird so gut.

Aber jetzt: Vorhang auf für die linke Hand.

So fing es an im Januar:

Ich mag den Stil gern, aber nichts davon war so geplant, wie ich es haben wollte. Und ein Stift war bisher das einzige, was ich wirklich kontrollieren konnte. Und

hier merkt man von der Stimmung her schon ein bisschen die Frustration. Aber

dann hab ich angefangen, bei jedem Frusterationsanzeichen ein Bild zu machnen und

 

 

et wird.

Bücherschlange

mein Hirn zerfressen von links-autonomen Bücherwürmern. Et wird.

Bücherwurminvasion