Etwa einen Monat nach meinem letzten Blog-Eintrag hier bekam ich die Möglichkeit, meinen Job in der Requisite im Schauspielhaus Bochum ein Jahr lang in Vollzeit zu machen. Da blieb wenig Zeit zum Bloggen.
Ich habe Leberwurstbrote und Baklava und Notizbücher gebastelt, ich habe Teekessel zertrümmert, um sie alt aussehen zu lassen, ich habe den Genickbruch einer Maus geheilt, ich habe backstage mit Pistolen geschossen. Und gleichzeitig unzählige Stücke von vorne gesehen. Welche, die genau in mein Schema passen – steampunkige Kindermärchen, surreale Episoden-hafte Stücke über Traum und Tod, Shakespeare mit Genderswap. Und welche, die ich ohne den Arbeitskontext vielleicht nie gesehen hätte – griechische Tragödien, junge Männer, die von der Liebe träumen, Parodien auf die Kleinfamilie. Ich habe kaum etwas gesehen, was mir nicht gefallen hat oder aus dem nicht irgendwas für mich hätte mitnehmen können.
Und es sind jede Menge Zeichnungen entstanden. Ich habe das Papier überwunden und bin auf Leinwände, Holzplatten, Kistendeckel und Koffer übergegangen. Es ist auf natürliche Weise, ohne Deadlines, ohne Ziel, soviel entstanden, dass es für eine Ausstellung reicht. Und die gibt es jetzt auch, zusammen mit meinem Künstlerkollegen Alex Bednarz veranstalte ich meine erste eigene von mir initiierte Ausstellung in der Gruppe Elf in Bochum.
Das Jahr geht vorbei und nach dem Sommer werde ich, wie der Großteil des Ensembles, der Intendanz und vieler Mitarbeiter, nicht mehr am Schauspielhaus sein, aber das ist eine Parallelwelt, in der ich noch nicht angekommen bin. Deshalb ist diese Ausstellung der perfekte Abschluss für mich.
Und dann ist Sommer.